Freitag, 18. Januar 2013

Nein sagen  - Ja sagen?

Sie kennen das sicher: Es gibt viele Situationen, in denen Sie  gerne mal  ein "Nein" erwidern würden, machen es aber nicht, und sagen dann doch "ja", und man ägert sich später darüber, dass man schon wieder "ja" gesagt hat, ohne einmal auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen.
Versetzen Sie sich doch einmal in folgende Situation: Sie freuen sich auf einen schönen Theaterabend, haben einen Platz mittig in der dritten Reihe gebucht. Ein Pärchen kommt dann an besagtem Abend auf Sie zu und fragt Sie, ob Sie nicht tauschen könnten, man wolle doch zusammen sitzen. Zufällig nun befindet sich besagter Tauschplatz ziemlich am Rande und in der 7. Reihe:
Da der Platz sehr teuer gewesen ist, man auch unbedingt gut sehen möchte, ist es logisch, dass man heuteabend nicht gerade tauschbereit ist.  Wer nun hier "ja" dazu sagt, der wird sich sicherlich ärgern, hätte man ja einen schönen Platz "verschenkt".
Selbstverständlich könnte man auch  einfach "Nein, danke" sagen. Aber gewiss geht es auch etwas "diplomatischer", und zwar nach dem so genannten "INGA - Prinzip". "INGA" steht für "Interesse, Nein, Grund, Alternative.
Vorschlag:
I: "Schade, dass Sie keine nebeneinanderliegenden Plätze gefunden haben".
N: "Ich möchte den Platz nicht tauschen.
G:" Ich buche mir immer Plätze, die mittig liegen, um gut sehen zu können. Insbesondere interessiert mich diese Inszenierung sehr."
A: "Fragen Sie doch einmal an der Kasse nach,  ob es  aktuell noch  Möglichkeiten gibt, zwei nebeneinernader liegende Plätze zu bekommen."

Die Angabe eines "Grundes" ist keine Rechtfertigung. Es ist eine Erläuterung Ihres "Neins".

Allerdings sollte ein "Nein" in jeder Situation abgewogen werden: Was nutzt mir ein "Nein" hier, was ein "Ja". Nicht immer ist es auch ratsam, sich für ein "Nein" zu entscheiden. Eventuell besteht die Möglichkeit, die "Goldene Mitte" zu finden, z. B. im Job: Da bittet Sie ein Kollege, ihm eine Sache (nicht eilig) noch  zu erklären. Sie aber müssen ganz dringend jetzt zu einem Elternabend. Da ein für morgenfrüh geplantes Meeting verschoben worden ist, und Sie dem  Kollegen gerne  behilflich sein wollen, könnten Sie doch den Vorschlag unterbreiten, dass Sie zwar heuteabend das nicht mehr machen können, Sie aber gerne morgenfrüh ihm Rede und Antwort stehen und ihm auch gleich einen Terminvorschlag präsentieren. Ihr Kollege wird sich über Ihre Hilfsbereitschaft freuen.

Haben Sie weitere Vorschläge, um die "Goldene Mitte zu finden"?

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Freitag und ein schönes Wochenende

Karin H. Schleines